Luxusgut Auto: Bald nur noch für Superreiche und Politiker

Von Daniel Matissek
12. Februar 2023
Lesezeit: 4 Min.

Die Abschaffung oder zumindest weitgehende Einschränkung des Automobilverkehrs ist eines der großen Ziele der Brüsseler Eurokraten und vieler linker Regierungen in Europa, wozu mittlerweile auch etliche von nominell bürgerlichen und „konservativen” Parteien geführte Staaten gezählt werden müssen. Dass gerade Geringverdiener, wenn sie auch noch in ländlichen Regionen wohnen, unbedingt auf das Auto angewiesen sind, um zur Arbeit zu kommen und der Individualverkehr generell ein wichtiges Stück Freiheit und Unabhängigkeit darstellt, ist den Kollektivisten grundsätzlich ein Dorn im Auge.

Und unter dem Allzweckvorwand Klimaschutz soll dieser – spätestens ab 2035 ja EU-weit nur noch E-mobile – Individualverkehr nun so weit verteuert werden, dass er quasi zum Luxusgut wird. Autos sollen sich nur noch die leisten können und dürfen, die am besten aus staatlichen Übertragungseinkommen alimentiert fürs angebliche Allgemeingut unterwegs sind – oder gleich Dienstwagen fahren. Der Rest der Bürger wird in seiner Bewegungsfreiheit gezielt eingeschränkt.

Durchschnittsverdiener müssen bald passen

Ohne dass es medial groß thematisiert worden wäre, hat die EU-Kommission bereits im November einen Vorschlag für eine Verordnung zur Senkung der Emissionsgrenzwerte und Vereinheitlichung der EU-Emissionsnormen für Pkw, leichte Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse veröffentlicht, die ab dem 1. Juli 2025 gelten soll und den Namen „Euro 7“ trägt.

Die darin geforderten Kriterien für künftige Verbrennungsmotoren wären in ihrer technischen Umsetzung so ruinös teuer, dass sie allenfalls noch für Käufer von Luxuslimousinen, keinesfalls aber für normale Wagen für Durchschnittsverdiener möglich wären. Auch die in der Verordnung festgelegten niedrigen Emissionswerte sind in der Praxis nicht umsetzbar. Autofahren würde damit zum reinen Luxus. 

Industrie ist alarmiert

Die Autobranche bemüht sich aktuell fieberhaft, diesen Irrsinn noch zu stoppen. Unter anderem verweist BMW darauf, dass die Verordnungen Euro 6 und Euro 6d „bereits 95 Prozent aller statistisch relevanten Fahrsituationen“ abdecken würden. Damit sei die Luftqualität bereits messbar verbessert worden. „Euro 7 sollte vor allem Schadstoffe regeln und nicht für ein früheres Ende des Verbrenners instrumentalisiert werden. Damit würde das Produktangebot unnötig verteuert und führt womöglich zu einer weiteren Angebotsverknappung, gerade im Kleinwagensegment“, hieß es weiter.

Der Präsident des europäischen Automobil-Herstellerverbandes ACEA und Renault-Chef Luca de Meo warnten beide in einem offenen Brief, günstige Kleinwagen würden erheblich teurer, schlimmstenfalls stünden 300.000 Jobs in der Autobranche auf dem Spiel.

Angebotsengpässe vorprogrammiert

Bosch-Chef Stefan Hartung erklärte: „Die Zeitschiene ist vor allem bei Lkw sehr hart und könnte dazu führen, dass es manche Produkte dann für eine bestimmte Zeit einfach nicht zu kaufen gibt.“ Es dürfe nicht angehen, dass die Anforderungen technisch nicht machbar seien und ein Motor mit Abgassystem gar nicht mehr gebaut werden könnte. „Das gilt zum Beispiel dann, wenn dort ein Sensor aufgeführt ist, den es überhaupt nicht gibt“, so Hartung.

Auch  FDP-Verkehrsminister Volker Wissing – obgleich selbst Mitglied einer klimaideologisch zu allem bereiten und dem EU-Regulierungswahn sehr zugetanen Bundesregierung – steht der Verordnung äußerst kritisch gegenüber und ist sich der Gefahr bewusst, dass Mobilität zum Luxusgut wird. Die EU-Kommission will von dieser Kritik jedoch nichts wissen – und weist die Einwände stur zurück. Sie wirft im Gegenteil der Autobranche sogar vor, ihren Vorschlag „falsch zu interpretieren”. Den Brüsseler Berechnungen zufolge würde ein neuer PKW auch mit der neuen Verordnung nämlich „nur” 90 bis 150 Euro mehr kosten. Ein umgebauter Bus oder LKW würde immerhin „etwa 2.600 Euro“ teurer, gab man dann doch zu.

Ideologisierung als Grundübel

Dass innerhalb der Europäischen Gemeinschaft der Umweltschutz standardisiert wurde, war bis zu einem gewissen Grade noch vertretbar und hatte in den letzten 50 Jahren auch durchaus sinnvolle Entwicklungen – man denke nur an die Einführung des Katalysators, des Rußfilters und effizientere Verbrennungsmotoren – begünstigt. Diese und andere Maßnahmen hatten noch einen nachvollziehbaren Sinn und Zweck. Vor allem brachten sie die Automobilindustrie nicht um ihre schiere Existenz, da der Verbrennungsmotor als solcher nicht in Frage gestellt wurde. Denn bis vor etwa 20 Jahren erfolgte noch eine halbwegs rationale Abwägung von Ökonomie und Ökologie.

Mit der zunehmenden Ideologisierung der EU hat in Brüssel jedoch ein Umwelt-Dirigismus Einzug gehalten, der sich inzwischen zur Industrie-, Wohlstands- und Freiheitsfeindlichkeit der Funktionäre ausgewachsen hat: Die Abgasvorschriften wurden immer strenger, das Fahrverhalten und die PKW-Nutzung generell wurden immer mehr in Frage gestellt – und spätestens seit der sklavischen Fixierung auf die „E-Wende” ist die Autoindustrie zum Spielball von grünsozialistischen Planwirtschaftlern geworden.

Nicht nur Innenstädte, sondern ganze Länder „autofrei”?

In Deutschland ist dies spätestens seit 2010 der Fall, als die Nationale Plattform Elektromobilität gegründet wurde. E-Autos wurden zum einzig akzeptablen individuellen Fortbewegungsmittel erklärt, synthetische Kraftstoffe oder Wasserstoff, die vernünftige und praktikable Alternativen wären, wurden von Anfang an ausgeschlossen. E-Mobilität wird seither mit aberwitzigen Summen gefördert, der Verbrennungsmotor ab 2035 in der gesamten EU verboten werden. Und jetzt wartet die EU-Kommission gefühlt im Dreimonatstakt mit immer neuen Vorschriften und Regulierungen auf.

In Deutschland, wo das Ziel „Autofreiheit“ offenbar nicht länger nur auf Innenstädte beschränkt bleiben, sondern bald auf das ganze Land zutreffen soll, fällt diese wachsende Übergriffigkeit der Bevormundungspolitik auf besonders fruchtbaren Boden: Um den Menschen das Auto madig und unerschwinglich zugleich zu machen, ist anscheinend jedes propagandistische Mittel recht.

Grüne Verbotspropaganda

So durfte kürzlich etwa die selbsternannte „Mobilitätsexpertin“ Katja Diehl bei „Anne Will” in der ARD fordern, dass nur noch Menschen „mit bestimmten Behinderungen und in bestimmten ländlichen Gebieten“ in Zukunft ein Auto fahren dürfen – allerdings nur eines und natürlich ausschließlich ein E-Auto. Bereits im letzten Jahr hatte Diehl den nicht nur bei Historikern für Fassungslosigkeit sorgenden, hanebüchenen Humbug abgesondert, der Autoverkehr habe in Europa „mehr zerstört als die Kriege”, die es durchlitten habe.

Und es ist eben dieser totalitäre grüne Ungeist des Moralisierens und Verbietens, der auch hinter der ständigen Verbots- und Verteuerungspolitik der EU steht. So bleibt am Ende für Europas Autofahrer nur zu hoffen, dass sich die Stimmen der Vernunft doch noch durchsetzen - ansonsten wird bald schon der Besitz eines Kleinwagens den Status erklimmen, den bislang nur exklusive Luxuskarossen ihren Eigentümern boten.

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“

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