Deutschland verschenkt "Ökostrom" – und kauft teuren Atomstrom

Von Daniel Matissek
9. Januar 2023
Lesezeit: 3 Min.

In der Silvesternacht wurde die ganze Groteske der sogenannten deutschen Energiewende einmal wieder in ihrer ganzen „Pracht” deutlich: Wegen sturmbedingter Überproduktion an Windenergie fielen die Strompreise ins Negative – Deutschland musste für die Abnahme also draufzahlen. Wenig später, als die „Erneuerbaren“ wieder schlappmachten, wurde wieder teuer Strom importiert.

Während sich die Politik mit hysterischen Stromsparapellen überbietet und zugleich die Strompreise immer weiter explodieren, verschenkt Deutschland also weiterhin seinen Strom ins Ausland – und legt dafür sogar noch drauf. Was anderes bleibt ihm auch nicht übrig – denn da keine auch nur annähernd funktionsfähige Speicherinfrastruktur existiert, muss der Strom direkt ins Netz – und von dort eben zu ausländischen Verbrauchern geleitet werden.

Preiserhöhungen und Rekordstrompreise, aber Gratis-Stromverschenkung

An manchen Tagen im Jahr – wie etwa Silvester und Neujahr – produzieren die rund 30.000 Windräder in Deutschland wegen des stürmischen Wetters erheblich mehr Strom als nötig; wenn die absurden Ausbaupläne der Grünen Gestalt annehmen, vor allem auch im Offshore-Sektor, verschärft sich dieses Problem zusätzlich. Zum Jahreswechsel sanken die Preise an der Leipziger Strombörse dadurch dermaßen, dass die Kunden fünf Cent pro Kilowattstunde geschenkt bekamen – allerdings nur Industriekunden und Versorger, auch im Ausland.

Etwa ein Viertel des deutschen Stroms ging zu Jahresbeginn unter anderem nach Österreich, Belgien und Dänemark, während private Kunden immer mehr bezahlen müssen – weil gleich 636 Versorger die Preise erhöhten! Zudem dürfen die Kunden auch noch die Entschädigung dafür stemmen, wenn die Windanlagen-Betreiber zur Gewährleistung der Netzstabilität ihre Kraftwerke abregeln müssen, etwa bei einem Überangebot an Strom. 2021 betrug die Summe mehr als 800 Millionen Euro.

Preise im Auf und Ab

Genau zum Jahreswechsel lag der Preis für eine Megawattstunde (MWh), laut des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE, sogar bei minus 5,02 Euro. Bis um 18 Uhr stieg er dann jedoch wieder auf 55 Euro – und das ist dann die Summe, zu der die verbrauchsintensive deutsche Wirtschaft ihn dann wiederum vom Ausland zukaufen muss. Dabei handelt es sich auch und sogar vorrangig um Atomstrom – den Deutschland im eigenen Land nicht mehr produzieren möchte.

Die Politik versucht sich diese Schizophrenie schönzureden. Gegenüber „Bild” gab das Wirtschaftsministerium die Durchhalteparole aus, dass man mit einem „tendenziellen“ Abfall der Strompreise in diesem Jahr rechne und zum Jahresende eine Stabilisierung zu erwarten sei, „wenn auch nicht auf dem Niveau von 2021“. Um der „Gier” der Stromversorger entgegenzuwirken, prüfe das Bundeskartellamt „im Rahmen der Strompreisbremse, ob Preisanstiege tatsächlich durch höhere Beschaffungskosten oder Netzentgelte zu erklären sind“, hieß es weiter.

Die üblichen Folgen der Planwirtschaft

Tatsächlich ist der Energiewirtschaft für ihre legitimen Versuche der Profitmaximierung im Rahmen marktwirtschaftlicher Gesetzmäßigkeiten weniger ein Vorwurf zu machen als den Klima-Ideologen, die mit planwirtschaftlichen Interventionen pfuschen und dann an die Moral oder Selbstlosigkeit von Unternehmen appellieren, sich nicht zu bereichern. Dazu gehört auch, Misstrauen gegen die Firmen zu schüren. So rief Leonora Holling, die Vorsitzende des Bunds der Energieverbraucher, zu einer „gesunden Skepsis“ der Verbraucher gegenüber den Anbietern auf, weil diese die sinkenden Beschaffungskosten nicht weitergeben würden.

Und der SPD-Energieexpertin Nina Scheer fiel nichts Besseres ein als die sinngemäße Feststellung, der aktuelle Strompreis zeige, wie böse doch die Versorger agieren – weshalb es sich lohne, „Energie zu sparen“. Den Preissturz an der Börse erklärte sie mit einer „Kombination von mehreren Faktoren, darunter witterungsbedingt geminderten Verbräuchen sowie der Beeinflussung des Strompreises durch den Gaspreis.“

Grüner Wahnwitz

Irrtum: In Wahrheit liegen die absurden Preiskapriolen ganz einfach am Wahnwitz der grünen Energiewende, die dazu geführt hat, dass Deutschland ganz und gar von den Unbilden des Wetters abhängig ist, weil man die Energieversorgung der Gnade von Wind und Sonne ausgeliefert hat. Dadurch wird einmal gar nichts und dann wieder so viel produziert, dass die Netze überlastet werden. Dieser „Flatterstrom“ treibt Verbraucher in den Ruin und führt zu einem ständigen Balanceakt in der Stromversorgung.

Dass das überhaupt nicht gutgehen kann, stellte erst kürzlich der Ökonom Hans-Werner Sinn klar, der darauf hinwies, „dass die grüne Ersatzenergie aus Wind und Sonne, die heute zur Kompensation für die fossilen Brennstoffe propagiert wird, ohne diese Brennstoffe gar nicht verwertbar ist“.

Umdenken? Fehlanzeige

Ein Umdenken ist aber nicht mehr zu erwarten. Jahrelang ist der Bevölkerung von der Politik und ihren Medien eingehämmert worden, dass Kernkraft lebensgefährlich ist und die angeblich bevorstehende Klimakatastrophe den kompletten Umstieg auf Wind- und Sonnenenergie unvermeidlich mache.

Dass der Rest der Welt den eigenen Wahn nicht teilt und die Dinge völlig anders sieht, hat Deutschland noch nie interessiert. Der Preis dafür sind eine ruinierte Wirtschaft, eine verarmende Bevölkerung und eine Handvoll Profiteure.

 

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien. Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Für den Wochenblick schrieb er mit einer Unterbrechung vom Sommer 2020 bis zum Schluss. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein."

Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“

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